Karten und GPS

Navi oder Karte? Eine Glaubensfrage

Es gibt Dinge, die man mit einem Navi nicht machen kann!


Gutes Kartenmaterial ist das A und O einer jeden Reise, insbesondere dann wenn man auch abseits der üblichen Pfade den Überblick nicht verlieren möchte. Dies gilt auch bei Verwendung von GPS- oder Navigationssystemen, bei denen Karten als Rückfallebene dienen falls das GPS-System oder das Navi ausfallen oder auch nur dazu um sich einen Gesamtüberblick über die Gegend zu verschaffen in der man sich gerade befindet oder in die man beschließt zu fahren. Die Frage, ob ein Navi erforderlich ist oder nicht, ist reine Glaubenssache. Im Zweifelsfall geht es auch ohne Navi, ohne Karten allerdings nicht.

Ist der Einsatz von Navigationsgeräten beim Autofahren mittlerweile unumstritten, insbesondere dann wenn es um die Hausnummer-genaue Navigation in Städten geht, so scheiden sich die Geister bei der Verwendung solcher Geräte am Motorrad. Im wesentlichen liegt es eben daran, daß in den allermeisten Fällen das Motorradfahren nicht dazu dient schnell von A nach O zu kommen, sondern daß hier Fahren selbst Mittel zum Zweck ist. Also wird man wenn irgendwie möglich Autobahnen und Schnellstraßen meiden und stattdessen die kleineren, fahrerisch und landschaftlich schöneren Strecken bevorzugen, bei deren Auswahl sich das eine oder andere Navi schon mal schwer tut.

Welches Navi ist das Richtige

Auch bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Neben technischen Kriterien, wie Spritzwasserdichtigkeit, Rüttelfestigkeit, gute Ablesbarkeit, ggf. gute Bedienbarkeit mit Handschuhen und der Anschlußmöglichkeit an die Bordstromversorgung, spielt die Art der verfügbaren Straßensoftware und die Möglichkeit Routen darin vor- und nachzubearteiten, die Möglichkeit der automatischen Routenaufzeichnung (Tracking) und natürlich letztlich auch der Preis eine entscheidende Rolle.

Nach langem hin- und her ob überhaupt und wenn ja wie, habe ich mich 2007 für das GPSmap 278 von Garmin entschieden. Zum damaligen Zeitpunkt stellte es das am universellsten einsetzbare Gerät der High-End-Klasse dar, mit ausgezeichneter Darstellung, großem Abdeckungsgrad der mitgelieferten Straßensoftware und hoher Genauigkeit. Und vor allen Dingen bot es die Möglichkeit über Zusatzspeicher auch eingescannte Karten von bisher nicht erfaßten Gebieten anzuzeigen, womit zumindest eine fortlaufende, visuelle Standortbestimmung möglich ist. Solche Karten sind für viele Länder im Internet als kostenlose Downloads verfügbar.

Außerdem verfügt es über ein universelles Anschlußkabel, mit dem der Anschluß an die Bordstromversorgung und falls gewünscht auch an ein Head-Set möglich ist. Letzteres wird von mir allerdings nicht genutzt.

Nachteile:
der Preis, kein Bloototh, kein Touchscreen. Nachteile, die, bis auf den ersten Punkt, mich bislang allerdings nicht gestört haben.

Wie kommen die Routen ins Gerät

Um es gleich vorweg zu sagen, ich liebe Straßenkarten und sie sind für mich nach wie vor die Grundlage jeder guten Routenplanung. Das Navi verwende ich ausschließlich zur Navigation, d. h. zum Abfahren der vorher in der Karte festgelegten und in das Navi übertragenen Route. Dabei ist die Routenneuberechnung abgeschaltet. Vor Ort nutze ich ggf. Informationen zu den POI im Gerät, etwa um Hotels, Tankstellen und Resataurants zu finden. Diesbezüglich ist das Navi klar im Vorteil.

Vor jeder Tour steht die Planung der Route. Hierzu greife ich auf den Motorrad-Tourenplaner und Generalkarten zurück, die es für die meisten westeuropäischen Länder gibt. Der Vorteil der Generalkarten ist der relativ große Maßstab und die Einfärbung landschaftlich reizvoller Strecken. Für Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke greife ich auf Informationen im Internet oder in Reiseführern zurück, die ich dann ggf. in meine Routenplanung miteinbeziehe. Für Länder ohne Generalkarten, versuche ich bereits vorab landestypische Karten zu erhalten, da diese meist aktueller als die namhafter überregionaler Kartenhersteller sind.

Habe ich die Route auf die o. g. Weise festgelegt, so erfolgt die Übertragung in das GPS-Gerät mit anschließender Kontrolle der Ortsdurchfahrten (je nach gewählter Einstellung ist der berechnete Weg schon manchmal etwas seltsam).

Während der Tour habe ich immer meine Karten parat, in die die gewünschte Route eingetragen ist und anhand der ich immer den Gesamtüblick über die gerade befahrene Region behalte. Außerdem trage ich gefahrene Abweichungen, Sehenswürdigkeiten und sonstige Besonderheiten in die Karten ein. Hierdruch enststeht eine ganz persönliche Karte mit besonderer Wahrnehmung der Umgebung, die ich mit dem Navi allein nicht habe. Auch Jahre nach der Tour werden beim Blick in die Karte noch Erinnerungen wach, teilweise sind es dabei Kleinigkeiten an die ich mich erinnere. Die Karte hat sozusagen Erinnerungswert und stellt schon einen Teil meiner Reiseberichte dar. Und genau aus diesem Grund möchte ich auf Karten nicht verzichten.

Aktualisierung Dezember 2012

Die Seite hatte ich vor einigen Jahren geschrieben, zu Zeiten als der Streetpilot das Standardnavi für BMW-Motorräder war und das gezeigte 278er die eirlegende Wollmilchsau möglicher Outdoornavis darstellte Zwischenzeitlich habe ich mir noch ein GPSmap 62s zugelegt, das ich vorzugsweise für Endurotouren und gelegentlich auch bei Radtouren verwende. Dann, wenn mir mein 278er einfach zu globig wird.

Dennoch, das 278er ist nach wie vor im Einsatz und macht, angesichts seines Alters, seine Aufgabe noch richtig gut. Zwar ohne Touchscreen, ohne Bluetooth und ohne mich unterwegs mit MP3-Songs berieseln. Funktionen, deren Fehlen mich allerdings nur wenig schmerzt, da diese Funktionen weder damals noch heute für mich relevant waren oder sind. Dafür genieße ich nach wie vor noch die Möglichkeit einer gestochen scharfen und reflexionsarmen Bildschirmdarstellung, die bei vielen der moderneren Touchscreen-Geräte nicht erreicht wird. Einzig die mittlerweile etwas veraltete Halbleitertechnik mit einem Festspeicher von 2GB, der beim Kartenupdate gewisse Einschränkungen bezüglich der zu ladenden Kartendaten erfordert.

Die von mir eingangs gestellte Frage, ob eine Navi denn überhaupt sein muß, ist mittlerweile obsolet. Es gehört heute einfach zum Reisen dazu. Ohne zu fahren ist für mich undenkbar geworden. Der Bezug zur befahrenen Lanschaft geht, wie befürchtet, dabei allerdings etwas verloren. Für mich ein Grund mehr Papierkarten als Mittel zur Reisevorbereitung intensiv zu nutzen. Irgenwas bleibt dabei halt doch hängen.